Durchfall im Weltall – Malte macht sich Luft

yuck fou

Ich glaub ich implodiere! Nicht das ich vor lauter Introvertiertheit und dem ganzen Egoschwachsinn meiner Umgebung zerdrückt werde, aber eine gewisse Osmose findet da schon statt. Ich hier mit hundert Ideen und draußen unglaublich viele Einzeller die versuchen sich musikalisch ohne jegliche kreative Eingebung zu betätigen und finsteren akustischen Unsinn anrichten! Völlig ideenlos steuern sie das Schiff mit unserer guten alten elektronischen Musik auf zwei riesige Wasserfälle zu! Links ist der circa zweitausend Meter Tiefe, welcher im Meer der belanglosen Popschnulzen ohne Kontur und Aussage mündet und rechts der ungefähr vierzigtausend Meter Tiefe, welcher auf die Klippen der zum Klamauk verkrüppelten, massenkompatiblen Ufftata-Tirallala-Musik herniederbrettert! Die Ruder und das Segel scheinen schon vor längerer Zeit von WestBam und Konsorten abgebrochen worden zu sein. Techno nimmt langsam Fahrt auf. Kein Wunder wenns bergab geht!

Nun … jammern ist immer nett und früher war ja alles sowieso viel besser und generell hat es der Techno ja auch verdient … ihr wisst ja! Aber müssen wir es denn hinnehmen, dass jeder mäßig begabte Hobbymusikant nun versucht seine – eiternden Exzemen gleichenden – Notenunwuchten auch noch Live präsentieren zu wollen? (rhetorische Frage!) Pfui Spinne sag ich manchmal! Da gibt es Kollegen die sich allen Ernstes hinstellen und komplett gesamplete Passagen von urst bekannten Platten (bevorzugt M_anus) über ihren Laptop abspielen (das nennt sich dann Live) und darauf hin angesprochen erwidern, das Stück stamme doch von ihnen! Es liegt mir fern dies mit saftigen Fausthieben zu honorieren. Ein mildes Lächeln zum Opfer und ein mitleidiges zum Publikum, welches den Betrug oftmals nicht bemerkt oder bemerken will – und wieder ist mir die oben geschilderte Entwicklung klar!

Eine Spur härter gestaltete sich eine Geschichte, die ich vor ein paar Jahren einmal beobachten durfte. Ein in Thüringen und mittlerweile auch darüber hinaus bekannter Diskjockey legte in meinem damaligen Studienort Schallplatten auf. Dachte ich zumindest bis mir auf Grund meines halbwegs geschulten Auges auffiel, dass seine Faderbewegungen und die Häufigkeit, mit der er seine Platten wechselte, nicht kongruent mit dem waren was da zu hören war. Mit investigativem Forscherdrang versuchte ich mich durch geschultes Anschleichen (erlernt durch jahrelanges Beobachten von sogenannten “Decksharks“) auf die Suche nach der Quelle dieses unsäglichen Treibens zu machen. Und siehe da, der liebe Kollege – dessen Gage damals schon ungefähr 500 Glocken ausmachte – hatte schön den Mitschnitt in den CD-Player unterm Desk eingelegt und hat sich für sein Vollplaybackauflegen feiern lassen! Vor Wut hätte ich schreien können, unterlies dies aber, da man es im wilden Treiben als zustimmenden Euphorieschrei hätte werten können. Und auch ebendieser Kollege zieht heute als vermeintlicher “Liveact” durch die Lande – dort wiederum mit dem gleichen Prinzip wie damals!

Ohoho … so geht es munter weiter! Passend dazu und um der völligen Verblödung die Krone aufzusetzen habe ich mir heute “Hello Kitty”-Zungentattoo’s gekauft! Freut euch drauf!

Euer Malte vom Tonsystem

9 thoughts on “Durchfall im Weltall – Malte macht sich Luft

  1. Lieber Autor,
    was passiert eigentlich wenn ein Lied einen 40000m tiefen Wasserfall runterfällt? Und wo bitte ist bei der guten alten elektronischen Musik die Aussage? Und wenn da eine war, war sie dann schlüssig? Man denke nur an Hits wie 1,2, Polizei! Also meine Herren kein Trübsal blasen, schließlich kommt bald die neue Platte von DJ Bobo raus. Da könnwa alle mal wieder richdich abdääncen!

  2. Lieber Horst Harald,

    (Ich hoffe die Initialien stehen nicht für versteckte rechtsextreme Botschaften, Freundchen!!!) Ich versuche gerade Antworten auf deine, gar spitzfindig formulierten, nennen wir es mal, Fragen zu finden. Ein Lied, welches einen so hohen Wasserfall hinabstürzt verformt sich im Sinne einer flangergleichen Wellenverschiebung, somit wird das ursprüngliche Klangbild verzerrt und es kommt der von dir erwähnte Dj dabei heraus, ganz einfach. Dj Bobo musste nämlich auch vor jedem Hit erst einen 40000m tiefen Wasserfall herunterstürzen und direkt auf dem Kopf landen um solch wegweisende Klangstrukturen zu erschaffen. Die “Aussage” wie du sie geradezu einforderst hätte ich dann gern mal bei Mozart, Jazzmusik, Ambient und sonstiger Instrumentalmusik erklärt! Und woher kennst du das Veröffentlichungsdatum des neuen Dj Bobo-Albums?? Rene Baumann bist du es etwa selbst? 😉 Grüße, der Malte

  3. Wer braucht schon Aussagen? Bei (gut gemachter) elektronischer (und auch anderer) Musik finde ich die sich eröffnenden Assoziations-, Imaginations- und Emotionsspielräume viel spannender. Diese sind aber bei DJ Bobo & Co. natürgemäß eher winzig. Mainstreampop will ja konsumiert werden und taugt eher weniger zu aktiver geistig-emotionaler Auseinandersetzung.

    Macht’s gut, der Knut

  4. zitat nieswandt:

    Bei elektronischer Musik gibt es keine Themen, sondern genau wie in der abstrakten Malerei nur Farben, Strukturen und einen von Künstler zu Künstler verschiedenen Duktus (Strichführung). Ihre einzige Aussage ist: Ich bin hochmoderne und schlaue Funktionsmusik. Das macht sie so universell einsetzbar.

    gruß kai

  5. ausagen .ä….als künstler verbindest man sicher gewissen tön etc….aber ansonsten gehts darum das man die menschen zu tanzen bring ihnen ein lächen auf die gesichter zaubert…und wer sag das man über haupt als künstler immer ne message nach ausen kicken muss hauptsache den leute gefällt es und man is selbst damit zu frieden….ja sich manche wolln ne message kicken aber meist is die so verschachtelt das am ende nur der künstler selbst den durchblick hat…

  6. Gute Beiträge, Malte, Knut, Kai und Nathalie!

    Zum Hauptartikel: So ist das nunmal, denn nach 20 Jahren muss uns ja langsam mal klar sein, dass elektronische Musik nur eine weitere Gattung von Popmusik ist. Ich glaube auch nich, dass sie ein Ende mit Knall nehmen wird, denn die genannten Wasserfälle ist die elektronische Musik schon anno 1994 hinab gestürzt. Der Fluss von damals ist ins Meer geflosssen, auf dem alles herum treibt. Aber je tiefer wir darin tauchen, desto wertvoller sind die Schätze, die wir finden. Klingt das schleimig, hm? ^^

  7. Ach was heißt schleimig, wo du Recht hast haste Recht, aber wie sagte Carl Cox einmal so schön: “the longer you play, the deeper you get” Das gilt für einen Abend genau so wie für die “Beruferfahrung” in dieser Szene. In diesem Sinne, Voran!

    Simon Sunset aka. Malte 😉

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